Pranayama – Die Erfahrung des freien Atmens

In der Yogapraxis früherer Zeiten nahm die Schulung des Atems eine zentrale Rolle ein. Menschen, die den Yoga als Mittelpunkt ihres Lebens verstanden, führten Praktiken zur Schulung des Atems über lange Stunden am Tag durch.
Heute wird der achtsame Umgang mit dem Atem bevorzugt als ergänzende Technik in der Ausübung von Asanas, Kontemplation und Meditation eingesetzt. Dies erscheint als wichtiger Schritt zur Anpassung des Yoga an aktuelle Lebensumstände und zeigt überzeugend die Lebendigkeit einer alten Tradition.

Pranayama ist ein zusammengesetzter Begriff aus dem Sanskrit. Prana bezeichnet die Lebensenergie, ayama heißt soviel wie "ausdehnen", gleichzeitig aber auch "nicht zerstreuen". Dies gibt Hinweise auf seine umfassende Bedeutung.

Prana tritt in der Atmung in Erscheinung. Der Atem verbindet Körper und Geist (Upanishaden). Beide hängen voneinander ab und wirken wechselseitig aufeinander. Die Schulung des Atems ist daher eine wirkungsvolle Methode, den eigenen Geist zu zentrieren. Der freie Fluss des Atmens wiederum begünstigt die Gesundheit des eigenen Körpers.

Es gibt eine große Anzahl an Pranayamas. An dieser Stelle möchten wir Ihnen beispielhaft eine klassische Pranayama vorstellen:
nadi shodanan.
Diese Übung beruhigt das Nervensystem. Sie entspannt und erfrischt den Körper, hilft bei Schlaflosigkeit, reinigt das Blut und unterstützt die freie Atmung. Sie kann Kopfschmerzen lindern und fördert Ihre Verdauung und den Appetit.

Die Übung enthält folgende Schritte:
  • Sorgen Sie für eine freie Nase.
  • Atmen Sie langsam, regelmäßig und geräuschlos.
  • Bitte erzwingen Sie nie die Länge des Atemanhaltens oder die Länge des
    Aus- bzw. Einatmens. Dies geschieht ohne Mühe im Laufe der Zeit von allein.
  • Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl oder auf den Boden in einer Ihnen vertrauten,
    aber aufrechten Sitzhaltung (z.B. in den Lotussitz, Schneidersitz).
  • Führen Sie lhre rechte Hand zur Nase und verschließen Sie mit dem Ringfinger
    Ihr linkes Nasenloch.
  • Atmen Sie tief durch das rechte Nasenloch ein.
  • Verschließen Sie jetzt mit dem Daumen das rechte Nasenloch!
  • (Nehmen Sie die natürliche Atemleere zwischen Ein-und Ausatmung wahr)
  • Öffnen Sie das linke Nasenloch und atmen Sie lang aus.
    Entleeren Sie Ihre Lungen vollständig
  • Atmen Sie durch das gleiche Nasenloch (also das linke) ein.
  • Schließen Sie das Nasenloch wieder mit dem Ringfinger.
  • Jetzt atmen Sie durch das rechte Nasenloch aus. Hiermit vollenden Sie einen Atemturnus.